Vorzeitiger Samenerguss - Ejaculatio praecox
Was genau ist ein vorzeitiger Samenerguss?
Als vorzeitigen
Samenerguss (die genaue Übersetzung der lateinisch-wissenschaftlichen Bezeichnung
"Ejaculatio praecox") bezeichnet man die sexuelle Störung, bei der der Mann
seinen Samenerguss oder Orgasmus zu früh bekommt, d.h. "zu früh kommt". Im
Extremfall ist es ihm dabei schon unmöglich, überhaupt in die Scheide einzudringen oder
es reicht allein schon der Gedanke an eine sexuelle erregende Situation, um einen
Orgasmus zu bekommen. Dies ist jedoch selten. Meist tritt der Samenerguss während oder
rasch nach dem Einführen des Penis in die Scheide auf.
Wie früh ist
"vorzeitig"?
Im Gegensatz zu vielen weitverbreiteten
Vorstellungen (sexuellen Mythen) haben wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt, dass
die meisten Männer ihren Orgasmus/ Samenerguss innerhalb von drei Minuten nach
Eindringen in die Scheide bekommen. Doch gibt es selbstverständlich Männer, die ihren
Samenerguss wesentlich länger zurückhalten können oder Männer, die deutlich früher ihren
Orgasmus bekommen. Deshalb ist das wichtigste Kriterium zur Beurteilung der
"Vorzeitigkeit", dass der Samenerguss von beiden Partnern als zu früh erlebt
wird und dies die sexuelle Beziehung belastet. Deshalb ist es wichtig, sich sowohl eine
Vorstellung zu machen, was "normal" sein kann als auch die Wünsche und
Vorstellungen der Partnerin zu kennen: Was ein Mann als zu früh erlebt, kann für die
Frau schon längst zu spät sein.
Wie viele Männer leiden am
vorzeitigen Samenerguss?
Der vorzeitige Samenerguss ist das häufigste
sexuelle Problem des Mannes. Dabei wird beinahe jeder Mann schon einmal einen
vorzeitigen Samenerguss erlebt haben oder gelegentlich erleben. Dies ist völlig normal
und hat viel mit der Umgebung, Stimmung und Anspannung in der jeweiligen Situation zu
tun. Zum Problem wird es nur, wenn ein vorzeitiger Samenerguss in der Mehrzahl der
sexuellen Kontakte auftritt. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge haben bis zu 35 %
aller Männer mehr als gelegentlich eine vorzeitigen Samenerguss.
In
welchem Alter tritt ein vorzeitiger Samenerguss auf?
Prinzipiell kann
ein vorzeitiger Samenerguss in jedem Alter auftreten. Doch beginnt das Problem meist
schon im jugendlichen Alter. Häufig verliert sich das Problem mit fortschreitendem
Alter. In der Regel gilt, dass je ungewohnter und aufgeregter eine sexuelle Situation
erlebt wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein vorzeitiger Samenerguss
auftritt. Und dies ist eher unabhängig vom Alter.
Was bewirkt ein
vorzeitiger Samenerguss?
Ein vorzeitiger Samenerguss kann zu einer
erheblichen Belastung der Beziehung zwischen Mann und Frau führen. Oft hat der Mann
dabei das Gefühl, wenig Befriedigung zu erleben oder den Samenerguss nicht zu spüren.
Manchmal entwickeln sich so Schwierigkeiten eine Erektion zu halten oder ein Verlust von
sexueller Erregung. Dies geschieht oft aus einer übergroßen Bestrebung heraus, den
Samenerguss hinauszuzögern. Der Mann ist dabei so stark mit Gedanken an
"Technik" oder Vermeiden von Bewegung beschäftigt, dass der Spaß an der
sexuellen Begegnung völlig verloren geht. Oft wird deshalb auch vom Mann das
"Vorspiel" extrem verkürzt, um selber nicht zu stark erregt zu werden - dies
hat dann oft einen Mangel an Erregung bei der Frau zu Folge. Daraus kann dann ein
schmerzhafter, unbefriedigender sexueller Kontakt für die Frau resultieren - ohne
Orgasmus. In vielen Fällen hat dies dann wieder eine deutliche reduzierte Anzahl von
Sexual- Kontakten zur Folge - bis hin zum völligen Verzicht.
Welche
Ursachen bewirken den vorzeitigen Samenerguss?
Nur in wenigen Fällen
liegt bei einem vorzeitigen Samenerguss eine körperliche Krankheit oder Ursache (z.B.
eine Entzündung der Harnröhre) vor. Bei den meisten Männern passiert ein vorzeitiger
Samenerguss in aufregenden Situationen in der Jugend (z.B. einem kurzen sexuellen
Kontakt mit der Freundin, wenn die Eltern für wenige Zeit aus dem Haus sind). Mit
zunehmendem Alter und sexueller Erfahrung lernt der Mann dann, seinen
"Ejakulationsreflex", d. h. den Punkt, an dem ein Samenerguss unausweichlich
wird, einzuschätzen und Sexualkontakte gestalten sich weniger aufregend. Bei Männern,
denen diese Kontrolle nicht gelingt, finden sich häufig ein überhöhtes Angstniveau,
vermindertes Selbstwertgefühl und die Vorstellung, ein schlechter Liebhaber zu sein.
Dabei wird dann oft das Problem durch ein krampfhaftes Bemühen um Verzögerung des
Samenergusses oder durch unbeabsichtigt negativ aufgefaßte Bemerkungen des Partners
verschlimmert.
Was kann ich bei vorzeitigem Samenerguss
tun?
Die meisten Männer können das Problem des vorzeitigen
Samenergusses in den Griff bekommen. Doch wird bei vielen die Hilfe eines Spezialisten
nötig sein. Der erste Schritt ist dabei ein offenes Gespräche mit der Partnerin, denn
obwohl Sie vielleicht das Gefühl haben, zu früh zu kommen, heißt dies noch lange nicht,
dass Ihre Partnerin damit unzufrieden ist. Manchen Männern hilft häufiges Ejakulieren,
beispielsweise durch Masturbation, dabei, die Erregbarkeit für sexuelle Reize
herabzusetzen. Als hilfreich beim Erlernen von Kontrolle über den
"Ejakulationsreflex" hat sich auch die Übung der
"Stop-Start"-Technik herausgestellt.
Wie funktioniert die
"Stop-Start"-Technik?
Sie selbst oder Ihre Partnerin
stimulieren den Penis, bis Sie das Gefühl haben, dass Ihr Samenerguss bei weiterem
Streicheln unausweichlich wird. An diesem Punkt unterbrechen Sie und fahren fort, wenn
Ihre Erregung nachgelassen hat. Dies wiederholen Sie viermal, bevor Sie dann wirklich
ejakulieren. Auf diese Art ist Kontrolle über den Ejakulationsreflex erlernbar.
Helfen mir Hilfsmittel aus Sex-Shops?
In vielen Sex-Shops
werden Hilfsmittel zur Kontrolle des Samenergusses angeboten (z.B. anästhetische
Cremes). Diese sind leider oft wenig durch wissenschaftliche Untersuchungen erprobt, die
Anwendung ist lästig oder unangenehm, der Erfolg gering.
Was soll
ich tun, wenn ich das Problem nicht alleine in den Griff bekomme?
Dann sollten Sie das Gespräch mit Ihrem Urologen suchen, der Sie meist kompetent beraten
kann. Falls andere Methoden (z.B. o.g. Empfehlungen) nicht funktionieren, kann ein
Versuch mit Medikamenten durchgeführt werden, die die Ejakulation verzögern (z.B.
Paroxetin, Fluoxetin oder Sertralin).