Nieren- und Harnwegsinfektionen
Einleitung
Der Urin des Menschen wird in den Nieren aus dem Blut
herausgefiltert, konzentriert und über die Harnleiter zur Harnblase transportiert. Bei
Entleerung der Harnblase wird der Urin über die Harnröhre ausgeschieden. Normalerweise
ist das Urin ableitende System des Menschen, der sogenannte Harntrakt, frei von
Bakterien. Relativ häufig treten jedoch unangenehme und schmerzhafte
Harnwegsentzündungen auf. Diese Entzündungen können, je nach Ausmaß, entweder nur Teile
oder den ganzen Harntrakt betreffen.
Dieser Text soll interessierten
Patientinnen und Patienten helfen, Beschwerden, Untersuchungen durch den Arzt und
Behandlungsverfahren bei Harnwegsentzündungen besser verstehen zu können.
Häufigkeit und Einteilung von Nieren- und Harnwegsentzündungen
Nieren- und Harnwegsentzündungen stellen eine sehr häufige Infektionskrankheit dar. Von
100 Frauen weisen etwa 5 eine Harnwegsentzündung auf. Diese kann mit oder auch ohne
Beschwerden einhergehen. Das Spektrum reicht dabei von einer sehr schmerzhaften, aber
nicht gefährlichen unkomplizierten Harnblasenentzündung bis hin zur gefährlichen
Niereninfektion mit Nierenbeckenvereiterung und nachfolgender Blutvergiftung, die
lebensbedrohlich ist.
Frauen sind etwa viermal häufiger als Männer betroffen. Nach einem ersten Häufigkeitsgipfel in der Kindheit sind während der Jugendzeit wenige Harnwegsentzündungen zu beobachten. Bei der jungen geschlechtsaktiven Frau steigt die Rate wieder an. In der Schwangerschaft sind Frauen besonders gefährdet. In dieser Zeit kann sich aus einer ansonsten harmlosen Keimbesiedlung der Harnblase leicht eine gefährliche Niereninfektion entwickeln.
Beim Mann kommt es im Alter zwischen 60 und 70 Jahren zu einem Anstieg der Infekthäufigkeit. Ursache ist häufig eine Prostatavergrößerung im Sinne des "Altmännerleidens" (benigne Prostatahyperplasie). Durch die schlechtere Entleerung der Harnblase mit Restharn nach dem Harn lassen treten dann auch beim Mann häufig Harnwegsentzündungen auf.
Bei unkomplizierten Harnwegsentzündungen liegen keine den
Harnabfluss behindernde Störungen wie z.B. ein Stein, Mißbildungen oder narbige
Gewebsveränderungen vor. Außerdem haben diese Patienten keine „Rückzugsgebiete“ für
Bakterien in Harnblase oder Nieren wie Katheter, Harnsteine oder Tumoren. Diese
„Rückzugsgebiete“ sind schlecht oder gar nicht durchblutet, so dass zu wenig
körpereigene Abwehrstoffe dorthin gelangen, um die Bakterien abzutöten. Auch eine
allgemeine Abwehrschwäche oder Entzündungen begünstigende Erkrankungen wie z.B.
Zuckerkrankheit oder Gicht müssen dabei bedacht werden.
Bei komplizierten Harnwegsentzündungen findet man mindestens
eine der in der Tabelle 1 genannten Veränderungen.
Patienten mit häufig wiederauftretenden sowie komplizierten Harnwegsentzündungen müssen
sorgfältig vom Urologen untersucht werden.
Eine besondere Gruppe stellen
die Patienten dar, die typische Symptome einer Harnwegsentzündung aufweisen, bei denen
aber keine Infektion nachzuweisen ist. Hier kommen z.B. Tumoren, bestimmte Medikamente,
Bestrahlungen oder Allergien als Ursache in Frage. Häufig ist jedoch eine eindeutige
Ursache nicht zu finden (z.B. bei der sogenannten interstitiellen Zystitis).
Beschwerden bei Nieren- und Harnwegsentzündungen
Manchmal
zeigen Harnwegsentzündungen nur ein einziges Symptom. Meistens liegt aber eine
Kombination von Beschwerden vor.
Bei den Beschwerden können Brennen beim Harn lassen, häufiges Harnlassen am Tag und in
der Nacht, abgeschwächter Harnstrahl, Ausfluss aus der Harnröhre oder starker Harndrang
bis hin zum ungewollten Urinverlust unter Harndrang beobachtet werden. Besonders
beunruhigend ist die im Rahmen der Entzündung oft feststellbare Blutbeimengung im Urin.
Dabei führen schon sehr geringe Beimengungen zu einer intensiven Rotverfärbung des
Urins. Von der Menge her ist deshalb das Ausmaß des Blutverlustes nur selten gefährlich.
Zu achten ist aber auf die Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten wie
Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin®) oder Marcumar®, die die Blutungsneigung verstärken
können.
Schmerzen können im Bereich des Unterbauches und der Flanken, aber
auch im Bereich des Damms und der Genitalien auftreten.
Bei Männern mit
Entzündung der Vorsteherdrüse (Prostata) können zusätzlich Blutbeimengungen im Sperma,
Störungen des sexuellen Verlangens, der Gliedversteifung und des Samenergusses sowie
Beschwerden am Enddarm vorkommen.
Besonders wichtig sind Beschwerden, die
auf eine Beteiligung der Nieren oder generell auf eine schwere Entzündung hinweisen.
Dies sind z. B. Fieber, Schüttelfrost, Flankenschmerzen auf einer oder beiden Seiten und
ein Krankheitsgefühl - ähnlich wie bei einer schweren Grippe. Darüber hinaus können
schwere Harnwegsentzündungen auch von Übelkeit und Erbrechen, insbesondere beim
Auftreten von Staunieren, begleitet werden. Beim Auftreten dieser allgemeinen
Krankheitszeichen muss rasch der Arzt aufgesucht werden, damit er sofort eine
Untersuchung und Behandlung einleiten kann.
Es gibt auch
Harnwegsentzündungen, die ohne Beschwerden ablaufen. Diese werden nur entdeckt, wenn der
Patient Urin für eine Routinekontrolle abgibt. Besteht der Verdacht auf eine
Verunreinigung der Urinprobe, muss die Untersuchung (siehe Abschnitt
Untersuchungsverfahren) wiederholt werden. War aber die Urinuntersuchung korrekt und
wurde eine Entzündung ohne Beschwerden gefunden, muss nur bei Schwangeren oder Patienten
nach Organtransplantation routinemäßig eine Behandlung erfolgen. Bei Patienten mit
Zuckererkrankung müssen in so einem Fall regelmäßige Kontrollen durchgeführt werden. Bei
wiederholtem Nachweis relevanter Mengen weißer Blutkörperchen (Leukozyten) ohne
Bakteriennachweis im Urin ist auch an eine Tuberkulose der Harnorgane zu denken. Dabei
sind spezielle Untersuchungen des Morgenurins erforderlich. Bei allen anderen Patienten
kann man zunächst abwarten, da durch die Keimbesiedlung ohne Beschwerden in den
allermeisten Fällen keine Probleme entstehen und die Bakterien im weiteren Verlauf
häufig von selber verschwinden.
Untersuchung bei Verdacht auf
Nieren- und Harnwegsentzündungen
Neben der Angabe der Beschwerden durch den Patienten dient dem Arzt eine körperliche
Untersuchung zur Sicherung der Diagnose. Dabei untersucht er die Nierenlager sowie die
Harnleiter- und Harnblasenregion. Die Genitalregion wird beurteilt. Beim Mann wird die
Prostata vom Darm her abgetastet, um eine begleitende Entzündung der Vorsteherdrüse
(Prostata) auszuschließen. Hierbei ist es wichtig, beim Einführen des Fingers wie zum
Stuhlgang zu pressen und danach ganz locker zu lassen. So ist diese Untersuchung nicht
schmerzhaft. Die Untersuchung der Intimregion sollte dem Patienten nicht peinlich sein,
da sein Urologe ja damit täglich zu tun hat.
Eine Urinuntersuchung erfolgt
zur Diagnosesicherung einer Harnwegsentzündung. Zu diesem Zwecke gibt der Patient eine
Urinprobe ab. Dabei ist darauf zu achten, dass die Männer ihre Vorhaut zurückstreifen
und bei Frauen die Schamlippen gespreizt werden. Anschließend lässt man ein wenig Urin
in die Toilette und fängt bei laufendem Strahl die mittlere Portion mit dem zur
Verfügung gestellten Urinbecher auf (sogenannter Mittelstrahlurin). Dabei darf die
Innenseite des Bechers mit Fingern oder Anteilen des Genitales nicht berührt werden. Bei
häufig wiederkehrenden, unklaren oder schwierigen Fällen kann auch die Abnahme von
Katheterurin bei der Frau erfolgen. Oder der Urin wird bei Frauen, Männern oder Kindern
mit einer Nadel durch die Bauchdecke direkt aus der Harnblase abgezogen (Punktionsurin).
Die Katheterurinentnahme durch einen Geübten ist nicht schmerzhaft. Die
Punktionsurinentnahme ist nicht schmerzhafter als eine Blutentnahme. Beide
Untersuchungen dienen der Gewinnung eines Urins, der möglichst wenige Verunreinigungen
aus dem Genitalbereich aufweist. Damit kann eine Harnwegsentzündung zuverlässiger
nachgewiesen oder ausgeschlossen werden.
Im Urin können mit einem
Teststreifen und mit einem Mikroskop rote und weiße Blutkörperchen oder Bakterien, die
auf eine Harnwegsentzündung hinweisen, nachgewiesen werden. Falls sich diese Hinweise
finden, wird zusätzlich auf einer Agarplatte (eine Plastikschale mit einer Art Gelee,
auf dem die Bakterien wachsen können) eine Bakterienkultur angelegt, um über
verschiedene Untersuchungswege die genaue Art des Erregers und seine Empfindlichkeit
gegenüber verschiedenen Antibiotika festzustellen.
Außerdem wird der Arzt
oft durch eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) eine Beurteilung der Nieren,
Harnblase und - bei Männern - der Prostata vornehmen. Unter anderem wird auch der
Restharn durch Ultraschall gemessen. Beim Restharn handelt es sich um diejenige
Urinmenge, die unmittelbar nach dem Harn lassen noch in der Harnblase nachweisbar ist.
Die gesunde Harnblase wird restharnfrei entleert. Diese Untersuchungen ermöglichen
bereits in vielen Fällen den Nachweis oder Ausschluss von Erkrankungen wie Harnsteinen,
Tumoren oder Abflussstörungen des Harntraktes und damit eine Einteilung in komplizierte
und unkomplizierte Entzündungen.
Bei weiteren Untersuchungen wird der
Urologe, insbesondere wenn schon häufiger Harnwegsentzündungen aufgetreten sind, nach
Missbildungen und funktionellen Störungen des Harntraktes suchen, um diese nach
Möglichkeit zu beseitigen und damit weiteren Entzündungen vorzubeugen.
Mit
Abstrichen aus Harnröhre und Scheide lassen sich u.U. Bakterien und Pilze nachweisen,
die Harnröhren- und sonstige Harnwegsentzündungen bewirken können. Beim Mann wird bei
Verdacht auf Prostataentzündung ein Ausmassieren der Prostata mit Untersuchung des so
gewonnenen Prostatasekretes vorgenommen. Manchmal wird auch das Sperma auf
Entzündungszellen und Bakterien untersucht.
Einige Blutuntersuchungen, wie
z.B. Zahl der weißen Blutkörperchen, Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit oder die
Bestimmung eines bestimmten Entzündungsmarkers (C-reaktives Protein - CRP) helfen neben
den Beschwerden des Patienten festzustellen, ob eine komplizierte Entzündung vorliegt
oder nicht. Darüber hinaus ist es nötig, nach wichtigen Begleiterkrankungen zu suchen,
wie z. B. einer Zuckerkrankheit, einer Gicht oder Leberfunktionsstörungen. Bei häufigen
Nierenentzündungen ist es wichtig, die Nierenfunktion und die Blutsalze regelmäßig zu
überprüfen.
Darüber hinaus gibt es verschiedene Funktions- und
Röntgenuntersuchungen, die den Harntrakt noch genauer beurteilen lassen.
Bei einer Harnstrahlmessung (Uroflowmetrie) uriniert der Patient bei voller Harnblase
statt in die Toilette in einen Messapparat. Die dabei aufgezeichnete Kurve zeigt genau
an, wieviel Urin pro Zeiteinheit und insgesamt abgegeben wurde. Wichtig ist hierbei, die
Untersuchung dann durchzuführen, wenn die Harnblase so voll ist, dass der Patient auch
zu Hause innerhalb von 5 Minuten zur Toilette gehen würde. Nach der Harnstrahlmessung
wird zweckmäßigerweise die Restharnbestimmung mit einer Ultraschalluntersuchung (s. o.)
durchgeführt.
Beim Mann wird bei Entzündungen der Vorsteherdrüse die
Prostata oft durch ein spezielles Ultraschallgerät vom After her (transrektale
Sonographie) auf entzündliche Veränderungen und auf eventuelle Eiteransammlungen
(Abszessbildung) hin untersucht.
Bei der Harnblasenfunktions-
Röntgenuntersuchung (Miktionszystourethrographie, MCU) wird die Harnblase mit
Kontrastmittel gefüllt. Anschließend entleert der Patient unter Röntgenkontrolle die
Harnblase. Diese Untersuchung kann einen Rückfluss von Urin von der Harnblase zur Niere
(vesiko-renalen Reflux) nachweisen, der normalerweise nicht vorkommt. Ein Reflux kann
durch eine Operation beseitigt werden. Daraus lassen sich auch Schlüsse ziehen, ob
vielleicht eine gestörte Harnblasenfunktion die Ursache für die häufigen
Harnwegsentzündungen darstellt.
Nierenröntgen mit Kontrastmittel
(Ausscheidungsurographie) sowie Harnröhren- und Harnblasenspiegelung
(Urethrozystoskopie) werden bei bestimmten Fragestellungen durchgeführt, wenn z.B. eine
geringe Blutbeimengung im Urin nach der Entzündungsbehandlung länger als 6 Wochen
bestehen bleibt oder bei Ultraschall und/oder Harnblasenfunktionsröntgen weiter
abzuklärende Veränderungen festgestellt wurden. Dabei sollen vor allem wichtige
Erkrankungen wie Tumoren oder Steine, die zu gehäuften Harnwegsinfektionen führen
können, ausgeschlossen werden. Beim Nierenröntgen wird das Kontrastmittel nach
Einspritzung in die Armvenen über die Nieren wieder aus dem Körper ausgeschieden. Bei
der Spiegelung werden nach lokaler Betäubung der Harnröhrenschleimhaut mit einem
endoskopischen Instrument (Urethrozystoskop) die Harnröhre, Harnblase und die
Mündungsstellen der Harnleiter in der Blase auf krankhafte Veränderungen von innen
untersucht.
Die Harnblasendruckmessung (Urodynamik, urodynamische
Untersuchung) klärt bei Harnstrahlmessung und/oder
Harnblasenfunktionsröntgenuntersuchung festgestellte Harnblasenentleerungsstörungen
weiter ab. Dabei wird die Harnblase mit warmer Flüssigkeit langsam gefüllt und der dabei
auftretende Druck gemessen. Bei der Harnblasenentleerung kann dann auch der
Harnblasenauslasswiderstand beurteilt werden.
Die vom Röntgenarzt
durchgeführten Untersuchungen wie Computertomographie und Kernspintomographie werden nur
bei gezielten Fragestellungen durchgeführt, wie z.B. zur Unterscheidung eines
Nierentumors von einer herdförmigen Nierenentzündung oder zum Nachweis eines Abszesses
in der Niere.
Falls die Nieren durch viele Entzündungen oder einen länger
bestehenden Harnaufstau bereits stärker geschädigt sind, wird der Nuklearmediziner durch
eine sogenannte Isotopenclearance die Nierenfunktion genauer beurteilen.
Erreger bei Harnwegsentzündungen
Die meisten Harnwegsentzündungen
werden durch Stäbchen- oder Kugelbakterien wie z.B. Escherichia coli, Klebsiellen,
Proteus oder Staphylokokken hervorgerufen. Diese stammen meist aus dem eigenen Darm. Als
Erreger von komplizierten Harnwegsentzündungen kommen darüber hinaus noch andere
Bakterienarten in Frage, die oft unempfindlich (resistent) gegenüber vielen Antibiotika
sind.
Falls die Behandlung mit Antibiotika nicht anschlägt, muss neben
Unempfindlichkeit (Resistenz) der Bakterien auch an Chlamydienbakterien,
Mykoplasmenbakterien, Tuberkulose, Parasiten oder Pilze als Erreger von
Harnwegsentzündungen gedacht werden. Viren spielen bei Harnwegsentzündungen nur eine
untergeordnete Rolle, Adenoviren können aber unter grippeähnlichen Symptomen eine
hämorrhagische Zystitis auslösen.
Allgemeines zur antibiotischen
Therapie bei Nieren- und Harnwegsentzündungen
Entscheidend für die
Wahl eines geeigneten Antibiotikums und die Dauer der Behandlung ist die Information des
Arztes über bekannte Risikofaktoren wie vorangegangene Entzündungen, ungewollter
Urinverlust (Harninkontinenz), erhöhte Nierenblutwerte (chronisches Nierenversagen),
Schwangerschaft oder Allergien. Dabei ist abzuklären, ob die Entzündung zum erstenmal
oder bereits öfter aufgetreten ist. Manchmal kommt es auch nach ärztlichen Eingriffen in
der Praxis oder im Krankenhaus zu Harnwegsentzündungen.
Abhängig davon, ob
der Arzt eine unkomplizierte oder komplizierte Nieren- oder Harnwegsentzündung vermutet,
wird die Art des Medikamentes und der Behandlung (Tabletten, Granulatbeutel oder
Spritzen) sowie die Dauer der Behandlung festgelegt.
Wichtig ist besonders,
dass man die Medikamente so lange einnimmt, wie sie der Arzt verordnet hat. Manche
Entzündungsarten, z.B. die unkomplizierte Harnblasenentzündung der Frau, müssen nur
kurzzeitig behandelt werden. Bei schweren Infektionen muss länger behandelt werden.
Selbst wenn die Beschwerden vielleicht schon völlig verschwunden sind, bezweckt der Arzt
mit der längeren Behandlungsdauer eine sichere Ausheilung mit vollständiger Abtötung
aller Erreger, z.B. bei stark vereiterten Entzündungsherden. Wird bei Eintreten der
Beschwerdefreiheit vorzeitig die Behandlung abgebrochen, ist in vielen Fällen mit einer
Wiederkehr desselben Erregers und der Beschwerden zu rechnen. Leider ist die
Zuverlässigkeit bei der Einnahme von Medikamenten recht unterschiedlich. Bis zu einem
Fünftel der Patienten nimmt die verordneten Antibiotika überhaupt nicht und nur ein
Drittel vorschriftsmäßig ein.
Es gibt kein Antibiotikum, das alle für eine
Harnwegsentzündung in Frage kommenden Bakterien abtöten kann. Deswegen ist es dem Arzt
auch nicht möglich, einem Patienten eine Heilungsgarantie zu geben. In der Regel werden
vor Beginn einer Antibiotikabehandlung Urinkulturen angelegt, deren Ergebnisse aber erst
nach etwa 2 - 3 Tagen vorliegen. Falls die Erstbehandlung nicht angesprochen hat, kann
entsprechend dem Ergebnis der Kultur gezielt ein anderes Antibiotikum verabreicht
werden.
Nimmt der Patient sein Antibiotikum ausreichend lang ein und kommt
es trotzdem nicht zum Verschwinden der Beschwerden, dann kann dies zum einen daran
liegen, dass das Medikament nicht ausreichend aus dem Darm aufgenommen wird oder auch
dass während der Behandlung eine Unempfindlichkeit (Resistenz) der Bakterien gegenüber
dem eingenommenen Antibiotikum aufgetreten ist. In solchen Fällen wird man entsprechend
der Ergebnisse der Resistenzprüfung der Bakterien auf ein anderes Medikament, bei Bedarf
auch in Form einer Infusions- oder Spritzenbehandlung wechseln. Weiterhin können auch
noch nicht entdeckte komplizierende Faktoren die Heilung verhindern, so dass ihr Urologe
eventuell weiterführende Untersuchungen einleiten wird.
Von der Liste
möglicher Nebenwirkungen auf dem Beipackzettel eines Antibiotikums sollte man sich nicht
abschrecken lassen. Hier sind zahlreiche, z. T. äußerst selten auftretende
Nebenwirkungen zusammengefasst, da dies heute Vorschrift ist. Das Risiko einer nicht
ausreichenden oder fachgerechten Behandlung ist (nahezu) immer höher als das, was sich
aus den möglichen Nebenwirkungen ergeben könnte. Der Patient muss gelegentlich auch
Risiken in Kauf nehmen. Falls es aber doch einmal zu unerklärlichen Beschwerden im
Rahmen der Behandlung kommt, sollte der Arzt sofort kontaktiert werden.
Manchmal meint der Patient auch, er habe eine Allergie gegen “Antibiotika“ und könne
keine einnehmen. Dies ist möglich. Man sollte aber bedenken, dass es sehr viele, ganz
verschiedene Antibiotikagruppen gibt. Wenn man die Medikamente einer Gruppe nicht
verträgt, so gilt dies nicht automatisch auch für die anderen. Deshalb ist es sehr
wichtig, sich frühere Unverträglichkeiten wie Übelkeit, Unwohlsein oder Hautausschlag
mit dem Namen des Medikaments so zu merken, dass diese Information an den Arzt
weitergegeben werden kann.
Risikopatienten bedürfen der besonderen Fürsorge
des Arztes. Während der Schwangerschaft dürfen ausschließlich nicht fruchtschädigende
Antibiotika eingesetzt werden. Bei Patienten nach Organtransplantation sollten keine die
Nieren schädigenden Antibiotika eingesetzt werden, weil die zur Verhinderung der
Organabstoßung eingesetzten Medikamente die Nieren ohnehin schwächen können. Außerdem
muß auf Wechselwirkungen solcher Medikamente mit bestimmten Antibiotika geachtet werden.
Bei bereits vorgeschädigten Nieren sollte auch nicht auf Antibiotika zurückgegriffen
werden, die die Nieren belasten können.
Bei sehr starken Beschwerden kann
durch die Gabe von Schmerzmitteln und krampflösenden Medikamenten eine rasche Linderung
erzielt werden. Oft sind auch warme Packungen oder Bäder hilfreich. Wichtig ist auch,
dass man trotz der Beschwerden nicht das Trinken einschränkt, damit der Harn verdünnt
wird und ein guter Durchspülungseffekt des Harntraktes auftritt. Verdünnter Harn
erschwert den Bakterien das Überleben im Harntrakt. Viele Bakterien werden so einfach
mechanisch aus Nieren und Harnblase ausgeschwemmt. Wasser, Früchte- oder Blättertees
sind uneingeschränkt zu empfehlen. Kaffee, Tee und Alkohol sollten nicht über den
üblichen Konsum hinaus verwendet werden, da dies z.B. zu einer Erhöhung des Blutdrucks
oder einer Schwächung der Abwehr führen kann. Eine leichte Mischkost kann ebenfalls die
Genesung unterstützen.
Behandlung bei akuten
Harnwegsentzündungen
- Einfache, unkomplizierte
Harnblasenentzündung der Frau
Bei der unkomplizierten Harnblasenentzündung
der Frau empfiehlt sich eine Einmal- oder Kurzzeitbehandlung über 3 Tagen. Der
behandelnde Arzt wird das am besten geeignete Medikament auswählen. Die Erfolgsquoten
bei der Kurzzeitbehandlung liegen, je nach eingesetzter Substanz, zwischen 80 und 100%.
Bei bekannten Risikofaktoren (s.u.) sollte die Behandlung länger durchgeführt
werden.
Die Gefahr einer Resistenzentwicklung ist bei der Kurzzeittherapie
geringer als bei einer längeren Therapie. Außerdem treten auch weniger Nebenwirkungen
auf.
Wichtig ist zu wissen, dass auch nach Einnahme des Antibiotikums
Beschwerden noch 2 - 3 Tage vorhanden sein können, da nach Beseitigung der Erreger die
Entzündungsreaktion des Körpers und damit die Beschwerden nur langsam abklingen.
Bleibt nach der Einmal- bzw. Kurzzeittherapie trotz empfindlicher Erreger der
Behand-lungserfolg aus, muss überprüft werden, ob der Patient das Medikament tatsächlich
eingenommen hat. Außerdem muss nach komplizierenden Faktoren und /oder einer
Nierenbeteiligung der Harnwegsentzündung gesucht werden.
Risikofaktoren für
einen Misserfolg der Einmal- bzw. Kurzzeitbehandlung sind außerdem vorausgegangene
Harnwegsentzündungen, Verhütung mit Vaginalpessaren und spermiziden Substanzen
(Scheidenzäpfchen) und eine hohe Bakterienzahl im Urin (> 106/ml). Nach den
Wechseljahren kommt es bei Frauen häufig zum Absinken der Blase, zu
Blasenentleerungsstörungen mit Restharnbildung, so dass die Ergebnisse der Einmal- bzw.
Kurzzeittherapie schlechter als bei menstruierenden Frauen sind.Harnwegsentzündungen bei
Männern sind nicht für eine Einmal- bzw. Kurzzeitbehand-lung geeignet. Neben einer
längeren Behandlungsdauer sollte bei Männern mit Harnwegsinfektionen auch immer von
einem Urologen nach den Ursachen der Entzündung gesucht werden.
Bei
schwereren Nieren- und Harnwegsentzündungen, insbesondere verbunden mit Übelkeit und
Erbrechen, hohem Fieber und Kreislaufbeschwerden sowie schwerem Krankheitsgefühl wird
der Arzt
- Unkomplizierte Niereninfektionen mit Nierenbeckenentzündung
(Pyelonephritis)
Bei einer unkomplizierten Nierenbeckenentzündung sollte
über 7-14 Tage mit einem geeigneten Antibiotikum behandelt werden. In der Regel kann die
Behandlung ambulant und mit Tabletten durchgeführt werden.
- Schwere und
komplizierte Nieren- und Harnwegsentzündungen
Bei schwereren Nieren- und
Harnwegsentzündungen, insbesondere verbunden mit Übelkeit und Erbrechen, hohem Fieber
und Kreislaufbeschwerden sowie schwerem Krankheitsgefühl wird der Arzt zumindest in den
ersten Tagen Infusionsbehandlungen mit Antibiotika einsetzen. Häufig werden dabei auch
Medikamente kombiniert. Deshalb kann auch eine zumindest zeitweilige stationäre
Behandlung erforderlich werden. Nach Besserung der Beschwerden erfolgt dann die
Weiterbehandlung mit Tabletten. In besonders schwerwiegenden Einzelfällen wird es nötig
sein, die Behandlung über mehrere Wochen und Monate auszudehnen.
Bei
Vereiterungen in der Prostata oder in der Niere ist bisweilen zusätzlich ein
chirurgischer Eingriff zu deren Beseitigung erforderlich.
Allgemeine Maßnahmen zur Vorbeugung
Trotz der guten
Behandlungsmöglichkeiten von akuten Harnwegsentzündungen und der Möglichkeit, einige
Ursachen von Harnwegsentzündungen grundsätzlich operativ oder durch Medikamente zu
beseitigen, leidet etwa ein Fünftel der Patienten - hier stehen wieder die Frauen im
Vordergrund - unter laufend wiederkehrenden (rezidivierenden) Harnwegsentzündungen. Mit
den gängigen Untersuchungsverfahren lässt sich hier oft keine zu beseitigende Ursache
finden. In diesem Fall sollten zunächst die folgenden Tipps, die in der folgen Liste
zusammengefasst dargestellt sind, beachtet werden.
Sehr geehrte
Patientin,
Sie leiden an gehäuften Blasenentzündungen. Deshalb empfehlen wir
Ihnen, die folgenden Anweisungen genau einzuhalten, damit die Behandlung mit
Medikamenten erfolgreich sein kann und keine oder seltener neue Entzündungen
auftreten:
1. Wenn Sie keine bekannte Herz- oder Nierenerkrankung haben,
trinken Sie circa 2 Liter Flüssigkeit am Tag. Es sollten etwa 1,5 Liter Harn pro Tag
ausgeschieden werden.
2. Vermeiden Sie Stuhlverstopfungen, am besten
durch reichliches Essen von Obst (v.a. Beerenfrüchte) und Gemüse sowie fermentierten
Milchprodukten mit probiotischen Bakterienstämmen (Joghurt u.a.).
3. Eine
vorrübergehende sexuelle Abstinenz kann eventuell die Wiederkehrrate von
Harnwegsinfektionen senken.
4. Falls Anal- oder Oralverkehr durchgeführt
wird, sollte nicht direkt danach ein ungeschützter vaginaler Geschlechtsverkehr
erfolgen.
5. Keine Vaginalzäpfchen oder -cremes, Vaginalpessare oder mit
Samenzellen abtötenden Substanzen beschichtete Kondome zur Empfängnisverhütung
verwenden.
6. Gehen Sie nach jedem Geschlechtsverkehr bald zum
Wasserlassen.
7. Schützen Sie sich vor Unterkühlung. Nasse Kleidung so
schnell wie möglich, Badeanzüge sofort nach dem Bad wechseln.
8. Bei
Harndrang sofort zur Toilette gehen, nicht zu lange einhalten. Normal ist 4- bis
6-maliges Wasserlassen am Tag und keinmal oder einmal in der Nacht.
9. Beim
Wasserlassen nicht mit der Bauchmuskulatur pressen, nicht in angespannter Hockstellung
Wasser lassen, sondern sich entspannen.
10. Nach dem Stuhlgang von vorne
(Scheide) nach hinten (After) abwischen.
11. Nicht übertrieben häufig den
Intimbereich waschen, insbesondere nicht mit Seife und Desinfektionsmittel, Intimsprays
oder Intimlotionen, auch keine Bidets benutzen. Mit all diesen Maßnahmen schädigen Sie
nur den Säureschutzmantel Ihrer Haut. Am besten nur mit den Händen und mit warmem Wasser
waschen und danach die Haut nur abtupfen.
12. Die beste Reinigung für den
Intimbereich ist ein Sitzbad ohne jede Zusätze in warmem Wasser, auch Wannenbäder
sollten ohne Zusätze erfolgen.
13. Alle Männer sollten täglich die Vorhaut,
bzw. die Eichel bis zur Kranzfurche reinigen. Auch hier ist übertriebene Hygiene zu
meiden. Eine Reinigung vor dem Geschlechtsverkehr ist selbstverständlich. Partner von
Patientinnen mit häufig wiederkehrenden Harnblasenentzündungen und Vorhautverengungen
oder häufigen Entzündungen an der Eichel sollten sich beim Urologen zur Untersuchung und
Behandlung vorstellen.
Bei häufig wiederkehrenden Harnwegsentzündungen
neigt man oft dazu, die Trinkmenge zu verringern, damit die Schmerzen und die Häufigkeit
der Blasenentleerung nachlassen. Dies ist aber nicht günstig, weil Bakterien im
verdünnten Harn eine schlechtere Vermehrungsmöglichkeit haben. Darüber hinaus muss bei
stärker verdünntem Harn die Harnblase auch häufiger entleert werden, so dass ein
erwünschter mechanischer Ausspüleffekt von eventuell in die Harnblase eingedrungenen
Erregern erfolgt. Deshalb ist auf eine normale Trinkmenge von ca. 2 Litern zu achten.
Bei schweren Erkrankungen von Herz oder Nieren sollte die Trinkmenge mit dem
behandelndem Arzt abgestimmt werden.
Eine Stuhlverstopfung sollte vermieden
werden. Dies gelingt besonders gut durch Essen von reichlich Obst, Gemüse und
fermentierten Milchprodukten mit probiotischen Bakterienstämmen (Joghurt, Kefir u.a.)
wie auch durch eine ausreichende Flüssigkeits-zufuhr (s.o.). Der Konsum von
Preiselbeeren entweder als Saft, Konserven oder in Tablettenform, kann eventuell das
Anheften von Bakterien im Harntrakt verringern.
Die Frau sollte möglichst
unmittelbar nach jedem Geschlechtsverkehr die Harnblase entleeren. Es sollte nach einem
Anal- oder Oralverkehr nicht direkt vaginal verkehrt werden. Es empfiehlt sich auch,
dass der Mann vor dem Verkehr die Eichel bis zur Kranzfurche mit Wasser und Seife
reinigt. Die Beobachtung, dass sehr häufig Entzündungen nach dem Geschlechtsverkehr
auftreten (sogenannte Honeymoon- oder Flitterwochen- Harnblasenentzündung), liegt meist
an der mechanischen Irritation der weiblichen Harnröhre und nur sehr selten an der
direkten Übertragung von Bakterien vom Mann zur Frau. Bei den Verhütungsmethoden sollten
Scheidenzäpfchen und Vaginalpessare vermieden werden, weil diese die normale
Milchsäurebakterien-besiedelung der Scheide verringern. Diese sorgen mit ihren
Milchsäureausscheidungen dafür, dass das Scheidensekret sauer ist und sich dadurch im
Scheidenvorhofbereich weniger Bakterien ansiedeln können, die Harnwegsentzündungen
auslösen können.
Bei einigen Patienten können Verkühlungen vor allem der
Beine, aber auch der Lenden- oder Schulterregion zu Entzündungen führen. In diesen
Fällen ist eine Unterkühlung zu vermeiden. Schwimmen ohne Auskühlung ist jedoch
erlaubt.
Dann ist es wichtig, beim Harn lassen - dies gilt insbesondere für
die Frau - eine besonders entspannte Haltung einzunehmen. Wenn der Beckenbodenbereich
beim Harn lassen nicht völlig entspannt wird, können gegen den Widerstand des weiterhin
angespannten Beckenbodens in die Harnblase aufsteigende Harnwirbel entstehen. Dies ist
ähnlich wie bei einem stark aufgedrehten Wasserhahn, bei dem am Rand des Wasserstrahls
Luft hineingezogen wird. Dadurch kann es in der Harnröhre zum Hochwirbeln von Bakterien
in die Harnröhre und Harnblase und damit zum Auslösen einer Harnwegsentzündung
kommen.
Bei der Intimhygiene ist eine gründliche Wäsche mit Wasser einmal
am Tag wichtig. Seife, Intimsprays etc. sollten nicht verwendet werden. Ein häufigeres
Waschen kann dazu führen, dass der im Schweiß der Haut befindliche Säureschutzmantel
zerstört wird. Dabei wäscht man auch die vom Körper selbst gebildeten Abwehrsubstanzen
von der Haut und Schleimhaut ab, die ebenfalls die Bakterienvermehrung im Bereich der
Harnröhrenmündung verringern helfen. Nach dem Stuhlgang sollten sich insbesondere Frauen
von vorn (Scheide) nach hinten (After) abwischen. Männer sollten generell einmal am Tag
den Penis und die Eichel bis zur Kranzfurche säubern.
Bei Frauen in den
Wechseljahren und danach liegt häufig ein Hormonmangel im Scheiden- und
Harnröhrenbereich vor, der durch eine Schrumpfung der Harnröhrenschleimhaut auch
Entzündungen begünstigen kann. In solchen Fällen kann durch lokale hormonelle Behandlung
mit Scheidenzäpfchen oder Salbe oft eine Besserung der Beschwerden erreicht
werden.
Bei einigen Patienten kann die Häufigkeit von häufig
wiederkehrenden Harnwegsinfektionen durch ansäuernde oder die Abwehrkraft stärkende
Medikamente verringert werden.
Wenn durch diese Maßnahmen keine
ausreichende Verringerung der Häufigkeit von Harnwegsentzündungen möglich ist, kann eine
Rehabilitationsmaßnahme durchgeführt werden. Diese führt über Physio- und
Balneotherapie, wie z. B. Kohlensäurewannenbä-der, Fangopackungen, Wechselduschen der
Beine und Bewegungsbehandlungen, zu einer allgemeinen Abwehrsteigerung des Körpers.
Darüber hinaus lernt man für den Alltag eine geänderte Verhaltensweise (Trinken: wie
viel und was?, Ernährung, Bewegung und Verbesserung der Abwehrkraft). Etwa die Hälfte
der Patientinnen mit häufig wiederkehrenden Harnwegsentzündungen bleibt während eines
Jahres nach der stationären Rehabilitation entzündungsfrei.
Langzeitvorbeugung mit Antibiotika
Seit ca. vierzig Jahren ist
die Vorbeugung (Prophylaxe) mit niedrig dosierten Antibiotika bei Harnwegsentzündungen
eingeführt. Dabei wird die lange nächtliche Urinspeicher-phase durch wirksame
Antibiotikaspiegel im Urin überbrückt. In den Harntrakt einge-drungene Erreger haben so
keine Möglichkeit, die lange Harnverweilzeit in der Harnblase zur Vermehrung
auszunutzen. In kontrollierten Untersuchungen haben sich bestimmte Antibiotika dafür
bewährt. Täglich abends nach dem letzten Harn lassen wird für 3 Monate bis zu einem Jahr
¼ - 1/6 der Menge zur Vorbeugung eingenommen, die man sonst zur Behandlung einer akuten
Harnwegsentzündung einsetzen würde. Geeignet sind Trimethoprim, Nitrofurantoin und
eventuell Norfloxacin.
Die einmalige Behandlung mit einem Antibiotikum nach
dem Geschlechtsverkehr und die Selbstbehandlung bei Beschwerden sind in ausgesuchten
Fällen mögliche Alternativen. Diese Vorgehensweisen sollten mit dem behandelnden Arzt
genau abgestimmt werden.
Unter der Langzeitschutzbehandlung treten nur sehr
selten Harnwegsentzündungen als sogenannte „Durchbruchsinfektionen“ auf. Wichtig ist
natürlich die Einnahme des Medikamentes nach den Vorgaben des Arztes, um während der
Behandlung einen sicher vorbeugenden Schutz zu gewährleisten. Unter der
Langzeitschutzbehandlung zusammen mit eingehender Beratung treten bei den meisten Frauen
keine oder nur noch selten Harnwegsentzündungen auf.
Abschließende
Bemerkungen
Es ist wichtig, dass alle Nieren- und
Harnwegsentzündungen sehr genau dahingehend untersucht werden, welche Form der
Entzündung vorliegt. Dies ist die Aufgabe des Urologen. Er führt dazu intensive
Gespräche mit dem Patienten und wählt die notwendigen Untersuchungsverfahren aus.
Daraufhin verordnet er ein geeignetes Medikament, um die Behandlung der akuten
Beschwerden einzuleiten. Je nach Befund sind möglicherweise zusätzliche urologische
Untersuchungs- oder Behandlungsmethoden erforderlich. Bei häufig wiederkehrenden
Entzündungen (Rezidiven) erfolgt eine intensive Beratung über vorbeugende Maßnahmen. Im
Bedarfsfall wird hier eine Langzeittherapie angeboten, um die Häufigkeit lästiger, immer
wiederkehrender Entzündungen zu vermindern.