Der Krebs der Vorsteherdrüse (Prostata-Karzinom)
Zusammenfassung
Das Prostatakarzinom ist der zweithäufigste Tumor
des Mannes nach dem 50. Lebensjahr. Entscheidend für eine Heilung ist die frühzeitige
Erkennung des Prostatakarzinoms. In Deutschland wird hierzu die Vorsorgeuntersuchung ab
dem 45. Lebensjahr angeboten. Ein nicht unerheblicher Anteil der Prostatakarzinome ist
ohne Krankheitszeichen und bleibt zu Lebzeiten unerkannt. Therapeutisch stehen
Operation, Strahlentherapie neben anderem wie Hormontherapie zur Verfügung und haben
jeweils in bestimmten Stadien der Erkrankung ihre Berechtigung wie auch das Alter der
betroffenen Person spielt eine Rolle. Die Heilungsaussichten sind im frühen Stadium der
Erkrankung gut. Bei der weiteren Überwachung des Behandlungserfolgs kommt der Bestimmung
des PSA Wertes im Blut eine entscheidende Bedeutung zu.
Anatomie
und Funktion der Prostata
Die Prostata ist ein Teil der inneren
Geschlechtsorgane des Mannes. Sie liegt am Übergang der Blase zur Harnröhre.
Sie ist eine Drüse und bildet einen Teil der Samenflüssigkeit, die über
Ausführungsgänge in die Harnröhre entleert wird. Die männlichen Geschlechtshormone
spielen beim Wachstum der Prostata eine wesentliche Rolle. So kann ihre Beeinflussung
therapeutisch genutzt werden. In der Prostata wird ein Stoff gebildet
(prostataspezifisches Antigen, PSA), der nicht nur in der Samenflüssigkeit nachzuweisen
ist, sondern ebenso im Blut, was den vereinfachten Nachweis dort ermöglicht. Bei
Patienten mit einem Prostatakarzinom ist der PSA Wert erhöht. So spielt das PSA bei der
Früherkennung des Prostatakrebses eine entscheidende Rolle.
Was ist
ein Prostatakarzinom?
Das Prostatakarzinom ist die bösartige
Neubildung des Prostatadrüsengewebes. Es entsteht meist in der äußeren Region der Drüse,
so daß es bei der Untersuchung mit dem Finger vom Enddarm her leicht getastet werden
kann. Tumorverdächtig sind dabei verhärtete Knoten, die der Arzt fühlen kann.
Im
Frühstadium kann der Tastbefund jedoch völlig unaufällig sein und Beschwerden treten
nicht auf, so daß der Vorsorgeuntersuchung größte Bedeutung zukommt.
Das
Prostatakarzinom neigt dazu, sich über seine eigene begrenzende Kapsel hinaus, entlang
der Nervenfasern, in Lymphbahnen und -knoten sowie in die Knochen auszubreiten. In
letzteren bilden sich Absiedlungen (Tochtergeschwülste, Metastasen), welche zu spontanen
Knochenbrüchen führen können. Das blutbildende Knochenmark wird dabei verdrängt. Neben
diesem Ausbreitungsverhalten spielt auch die feingewebliche Ausprägung (Differenzierung)
des Prostatakarzinoms eine entscheidende Rolle bei der späteren Therapiewahl, weswegen
der Arzt die Entnahme einer Gewebeprobe anstrebt.
Auch das Prostatakarzinom
unterliegt mehr oder weniger einer hormonellen Steuerung durch männliche
Geschlechtshormone und ist durch einen Entzug dieser Hormone zu beeinflussen.
Früherkennung, Symptome und Diagnostik des
Prostatakarzinoms
Eine frühzeitige Erkennung des Prostatakarzinoms
vor dem Auftreten von Symptomen ist mit entscheidend für die Heilungsaussichten, denn
Symptome sind meist bereits Hinweis auf ein fortgeschrittenes Stadium. Grundsätzlich
sollte der erste Schritt zur Früherkennung die Vorsorgeuntersuchung sein, die in
Deutschland ab dem 45. Lebensjahr angeboten und von den Krankenkassen bezahlt wird. Sie
enthält jedoch nur die Tastuntersuchung der Prostata durch den Enddarm. Als Verfahren
mit besserer Aussagekraft bietet sich die Bestimmung des PSA-Wertes im Blut an. Ist der
Wert hier erhöht, wird vom Urologen eine Ultraschalluntersuchung durch den Enddarm
angestrebt, wobei gleichzeitig Gewebeproben mit feiner Nadel schmerzarm entnommen werden
können (Prostatabiobsie).
Wird in den Gewebeproben ein Prostatakarzinom
festgestellt, folgen weiterführende Untersuchungen, die der Abklärung der Ausbreitung
des Prostatakarzinoms dienen wie zum Beispiel eine nuklearmedizinische
Skelettuntersuchung (Skelettszintigraphie), die Absiedlungen im Knochen erkennen kann.
Ein Röntgenbild der Lunge gibt entsprechend Auskunft über mögliche Absiedlungen dort.
Weitere Untersuchungen wie eine Ultraschalluntersuchung des Bauches oder eine
Röntgenbilddarstellung des Harnabflusses der Nieren dienen sodann der Entscheidung zur
optimalen Therapie in Verbindung aller erhobenen Befunde.
Folgende Symptome
können das Vorliegen eines Prostatakarzinoms anzeigen, ohne jedoch typisch zu
sein:
Deutliche Störungen der Harnentleerung, auch mit Restharn in der Blase nach
dem Wasserlassen, treten meist erst im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung
auf.
In einigen Fällen ist Blut im Urin - auch geringste Spuren.
Kreuz-,
Flankenschmerzen und Ischiasbeschwerden können Hinweise auf die Ausbreitung des
Prostatakarzinoms im Becken, Bauch und den Knochen sein. Deshalb sollte bei Männern über
50 Jahre bei diesen Beschwerden immer auch an ein Prostatakarzinom gedacht werden.
Die Therapie des Prostatakarzinoms
1. Die Therapie
des Prostatakarzinoms im Frühstadium:
Das operative Vorgehen:
Um
einen Nutzen beim operativen Vorgehen zu erreichen, sollte eine mindestens noch
10-jährige natürliche Lebenserwartung vorliegen. Verbunden damit bestimmen die zuvor
erhobenen Befunde die Entscheidung zur Operation.
Das standardmäßige
Verfahren ist die radikale Entfernung der Prostata mit teilweiser Entfernung der
Lymphknoten im Becken.
Die Operation kann auf verschiedene Weise durchgeführt
werden, so ist ein Schnitt unterhalb des Nabels oder am Damm zwischen Hodensack und
Darmausgang möglich, befallene Lymphknoten können auch mittels einer Bauchspiegelung
(Laparoskopie) entfernt werden.
Entscheidend für den Erfolg des operativen
Eingriffs ist, daß der Tumor sicher auf die Prostata beschränkt ist und daß keine
Tochtergeschwülste bestehen.
Die Strahlentherapie:
Die
Strahlentherapie kann sowohl von außen als auch durch das Einbringen radioaktiver
Metallkapseln in das erkrankte Organ durchgeführt werden. Bei größeren oder sehr
aggressiven Tumoren wird man diese Art der Behandlung als alleinige Therapie jedoch
nicht empfehlen.
Bei älteren Patienten und wenig aggressivem
Prostatakarzinom ist auch ein zunächst abwartendes Vorgehen möglich; erst wenn ein
deutliches Tumorwachstum zu erkennen ist, wird eine Therapie eingeleitet.
Wichtige Nebenwirkungen bei Operation oder Strahlentherapie:
Harninkontinenz
(Unfähigkeit, den Harn zurück zu halten) und Verlust der sexuellen Potenz können nach
der operativen wie auch der Strahlenbehandlung auftreten. Dies ist begründet in der
engen räumlichen Beziehung der Prostata zu den Nerven, die für die Erektion des
männlichen Gliedes verantwortlich sind bzw. für den willkürlichen Schließmuskel der
Blase. Wird der Tumor frühzeitig erkannt und auf oben genannte Weise behandelt, ist auch
insbesondere die Erhaltung der sexuellen Potenz unproblematisch.
2.
Therapie des Prostatakarzinoms im fortgeschrittenen Stadium:
Hat sich der
Tumor in umliegende Organe ausgebreitet oder liegen Absiedlungen in den Lymphknoten oder
anderen Organen vor, ist eine Heilung nicht mehr möglich. Dennoch dauert es meist Jahre,
bis lebensbedrohliche, durch den Krebs ausgelöste Beschwerden, auftreten.
Man
versucht bei der Behandlung die spezifische Abhängigkeit der Vorsteherdrüse von den
männlichen Geschlechtshormonen zu nutzen, indem man die Hoden als Entstehungsort für
diese Hormone entfernt (Orchiektomie) oder unter Vermeidung einer Operation medikamentös
die Bildung des männlichen Geschlechtshormons unterbindet. Ziel ist bei beiden
Maßnahmen, die Wirkung der wachstumsfördernden Hormone (Androgene) auf das
Prostatakarzinom zu verhindern. Bei manchen Patienten reicht die alleinige Therapie mit
Antiandrogenen aus, den Verlust der sexuellen Aktivität zu vermeiden, der ansonsten
durch den Hormonentzug unvermeidlich wäre. Liegen Absiedlungen in den Knochen vor, kann
eine lokale Strahlentherapie bei lokalisierten Schmerzen Linderung bringen. Bei weit
ver-breiteten Absiedlungen ist eine Gabe von radioaktiven Substanzen bevorzugt direkt in
den Knochenabsiedlungen des Prostatakarzinoms möglich.
Nachsorge
nach durchgeführter Behandlung des Prostatakarzinoms
Die körperliche,
speziell urologische Untersuchung nebst der Bestimmung des PSA-Blutwertes stehen im
Mittelpunkt der Nachsorge.
Der PSA-Wert sollte nach der Entfernung der
tumorbefallenen Prostata auf Null abfallen. Besteht ein nachweisbarer PSA-Wert auch nach
der Operation weiter oder läßt er sich erneut nachweisen, besteht der Verdacht, daß
Tumorgewebe vorhanden ist.
Ein Wiederanstieg des PSA-Wertes als Zeichen erneuten
Tumorwachstums nach radikaler Prostataentfernung bedeutet nicht, daß mit einem raschen
Fortschreiten der Tumorerkrankung zu rechnen ist. Abgesehen von einer Minderzahl
besonders aggressiver Tumoren dauert es noch Jahre, bis der Tumor auch klinische
Symptome hervorruft. Auch Karzinome, die ohne Heilungsabsicht behandelt wurden, werden
durch die Bestimmung des PSA-Wertes überwacht.
Die Wirksamkeit einer
Hormontherapie wird um so größer, je weiter der PSA-Wert unter einer Hormontherapie
absinkt.
Ist das Prostatakarzinom heilbar?
Entscheidend für den Heilungserfolg des Prostatakarzinoms ist die frühe Erkennung und
dann die vollständige Entfernung mittels Operation oder die Strahlentherapie. Ist der
Tumor nur innerhalb der Kapsel nachweisbar, die die Prostata umhüllt, liegt die
Langzeitheilungswahrscheinlichkeit bei etwa 90 %, hat der Tumor die Kapsel durchbrochen
bei etwa 50 %. Der Tumor ist nicht mehr heilbar, wenn Absiedlungen in den Lymphknoten
oder anderen Organen vorliegen. Dennoch kann durch moderne Formen der Hormonbehandlung
der Tumor noch mehrere Jahre am Wachstum gehindert werden.