Das Nierenzellkarzinom
Das Nierenzellkarzinom ist der dritthäufigste urologische Tumor. Männer erkranken doppelt
so häufig wie Frauen. Meistens wird der Tumor im Alter zwischen 40 und 60 Jahren
entdeckt und nur noch wenige Patienten weisen die klassischen Symptome auf wie Blut im
Urin, Flankenschmerzen, eine tastbare Geschwulst im Oberbauch, oder Veränderungen der
Blutwerte, die dann zur Diagnose eines Nierentumors führen. Die meisten Nierentumoren
werden heute zufällig bei Ultraschalluntersuchungen oder in der Computertomographie
entdeckt, die oft aus ganz anderen Gründen durchgeführt werden.
Welche Untersuchungen sind notwendig?
Besteht der Verdacht,
daß ein Tumor an der Niere vorliegt, werden neben der körperlichen Untersuchung, Urin-
und Blutuntersuchungen weitere Untersuchungen notwendig.
Durch Ultraschall
und durch eine Computertomographie läßt sich schon mit sehr hoher Sicherheit ein Tumor
bestätigen oder ausschließen. Gleichzeitig kann durch diese Untersuchungen festgestellt
werden, ob es zu einer Streuung in andere Organe gekommen ist und ob die zweite Niere
eine normale Funktion besitzt. Bei weiterhin unklaren Befunden sind evtl. weitere
Untersuchungen, z.B. die Kernspintomographie, notwendig.
Behandlung
Wurde ein Nierenzellkarzinom festgestellt, ist eine
operative Behandlung notwendig. Auch wenn durch aufwendige Untersuchungen ein unklarer
Befund an der Niere nicht sicher beurteilt werden kann, muß die Niere operativ
freigelegt und evtl. durch eine Gewebeprobe eine eindeutige Diagnose gestellt werden.
Dieses Vorgehen ist notwendig, um keinen bösartigen Tumor zu übersehen, der ansonsten zu
diesem Zeitpunkt sehr gut zu behandeln gewesen wäre und durch Zeitverlust dann in ein
ungünstigeres Stadium übertritt.
1. Operative Entfernung der Niere
Wenn ein bösartiger Tumor des
Nierengewebes festgestellt worden ist und eine zweite gesunde Niere vorhanden ist,
besteht die Standardtherapie in der Entfernung der tumortragenden Niere. Dabei wird die
Niere mit dem umgebenden Fettgewebe, der angrenzenden Nebenniere und den örtlichen
Lymphknoten entnommen. Der Schnitt, den der Operateur wählt, kann am Bauch oder in der
Flanke liegen. Da eine gesunde zweite Niere vorhanden ist, sind hinsichtlich der
Nierenfunktion keine Einschränkungen zu erwarten, da die verbliebene Niere die komplette
Nierenfunktion übernimmt.
In bestimmten Fällen kann auf die gleichzeitige
Entfernung der Nebenniere verzichtet werden.
2. Organerhaltende
Operation
Bei fehlender oder funktionsgestörter zweiter Niere besteht
die Möglichkeit einer organerhaltenden Operation, wobei nur der Tumor selbst mit einem
Sicherheitssaum aus der Niere entfernt wird. Nach neuen Erkenntnissen ist eine
organerhaltende Operation ohne erhöhtes Risiko für den Patienten bei kleinen Tumoren
unter 4 cm möglich, auch wenn eine gesunde zweite Niere vorhanden ist. Ob eine solche
Operation bei Ihnen möglich ist, wird Ihr Operateur ausführlich mit Ihnen erörtern, da
nur bestimmte Patienten dafür in Frage kommen.
In spezialisierten Kliniken werden
Nierentumore auch laparoskopisch ("Knopflochchirurgie") operiert. Dieses
Verfahren ist noch kein Standardverfahren, da über den endgültigen Nutzen für den
Patienten noch keine abschließende Beurteilung möglich ist.
3.
Medikamentöse Therapie
Eine medikamentöse Therapie (z.B.
Immuntherapie) ist nur dann zu erwägen, wenn durch den Nierentumor bereits eine Streuung
(Metastasen) in den Körper stattgefunden hat, da durch eine Operation auch der
Metastasen meist keine Heilung erreichbar ist. Die Beratung und Durchführung derartiger
Therapien erfolgt durch Ihren Arzt.
Nachsorge
Die Operation eines Nierentumors ist als mittelschwere
Operation einzuschätzen, so daß in der Regel mehrere Tage stationärer Aufenthalt
notwendig sind. Nach der Entlassung erfolgt in kurzem Abstand eine Nachschau zur
Überprüfung des Heilungsverlaufes. Generell folgt dann eine sogenannte Tumornachsorge
für jeden Patienten, die nach einem festen Programm durch Ihren behandelnden Arzt
durchgeführt wird. Durch regelmäßige Untersuchungen (körperliche Untersuchung,
Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen) soll eine mögliches Wiederauftreten der
Erkrankung rechtzeitig entdeckt werden Ein Wiederauftreten der Erkrankung ist auch nach
erfolgreicher Entfernung des Nierentumors nach Jahren möglich. Wir empfehlen Ihnen
deshalb dringend, die mit Ihrem behandelnden Arzt festgelegten Nachsorgetermine
einzuhalten.